Beim Beginn des Unterrichts in der Erprobungsstufe werden die Kinder, wie es an anderer Stelle im Schulprogramm heißt (G.1), „in ihrer Fähigkeit zur Arbeitsorganisation dort abgeholt, wo sie am Ende ihrer Grundschulzeit stehen“. In jeder 5. Klasse finden sich jedoch Kinder, die sehr unterschiedliche Erfahrungen in Unterrichtsmethodik haben und die sich auch in ihrer Fähigkeit zum selbständigen Lernen und zum Lernen mit anderen stark unterscheiden.
Mit dem Unterrichtsgespräch als einziger Methode könnte das Gymnasium weder den Schülern gerecht werden, die schon selbständig lernen und ihre Arbeit allein oder mit anderen organisieren können, noch denen, die die Hilfe des Lehrers brauchen, um eine gestellte Aufgabe zu verstehen und in angemessener Zeit zu erledigen.
Für das in den Richtlinien Sekundarstufe I geforderte schülerorientierte Arbeiten, das die Schüler in ihrer Arbeitsorganisation zunehmend selbständig machen soll, bieten sich Methoden wie Gruppen- und Partnerarbeit, das Erstellen von Wandzeitungen oder Broschüren sowie Projekte an.
Die Richtlinien empfehlen außerdem, die in vielen Grundschulen praktizierte „freie Arbeit“ weiterzuführen, wo die Voraussetzungen gegeben sind. Über diese Arbeitsform (sie kann an ein Fach gebunden oder fächerübergreifend sein, auf ein größeres Thema bezogen oder nur auf eine Übungsstunde), sollte in den Fachkonferenzen beraten werden, zumal einige Richtlinien sie auch in ihrem fachspezifischen Teil ausdrücklich vorsehen.
Für das Lernen des Lernens in der Erprobungsstufe ist es nicht nur wichtig, dass die Lehrenden die Unterrichtsmethoden entsprechend wählen. Arbeitstechniken müssen mit den Schülern besprochen und eingeübt werden, denn bei Beginn der Klasse 5 wissen viele von ihnen nicht, wie man z.B. auswendig lernt, Arbeitsanweisungen versteht oder sich auf eine Klassenarbeit vorbereitet.
Die Arbeitstechniken betreffen das Lernen sowohl in der Schule als auch zu Hause, sowohl allein als auch mit anderen.
Die Schüler sollen am Ende der Erprobungsstufe zwei Fähigkeiten erworben haben, die für ihre weitere Schullaufbahn wesentlich sind: selbständig zu arbeiten und einander zuzuhören bzw. voneinander zu lernen. Im Folgenden sind Arbeitstechniken aufgeführt, die geeignet sind, beide Fähigkeiten oder eine von ihnen zu lehren.
Hausaufgaben enthalten in ihrer Funktion als Nachbereitung des Unterrichts auch Elemente selbständigen Arbeitens. Sie werden rechtzeitig vor Ende der Stunde mit einer klaren Arbeitsanweisung an die Tafel geschrieben und in der folgenden Stunde besprochen und gewürdigt.
Die sorgfältige Führung der Hefte wird eingeübt, so dass die Schüler lernen, Ergebnisse schriftlich in übersichtlicher und gegliederter Form ( etwa mit Datum und Überschriften ) festzuhalten, entweder zu Hause oder in der Schule. In manchen Fächern, z.B. in Geschichte, legen die Schüler einen Ordner an, in dem sie auch Arbeitsblätter und vor allem selbst gefundenes Material abheften. Sie lernen so, sich Material zu einem Thema selbständig zu beschaffen, sei es aus der Stadtbibliothek, aus Radio- und Fernsehsendungen oder aus anderen Quellen.
Die Schüler tragen Ergebnisse, die sie in Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit erzielt haben, oder auch Berichte über besondere Interessengebiete in freier Rede anhand von Stichwörtern der Klasse vor. Mündliche Kurzbeiträge sind Vorformen des Referats und haben einen doppelten Sinn: der Vortragende lernt einen Sachverhalt durchdacht und mit Blick auf das Verständnisvermögen seiner Zuhörer darzustellen ( „Lernen durch Lehren“ ), und die anderen gewöhnen sich daran, Mitschülern zuzuhören. Häufig sind die Kinder nämlich durch ihre Grundschulerfahrung im Unterricht ausschließlich zu der Lehrperson hin orientiert.
In einigen Fächern können die Schüler sich in Gruppen neuen Lehrstoff selbständig erarbeiten, oft in spielerischer Form, z.B. mit Rätseln.
Eine Arbeitstechnik, die vielen Kindern große Schwierigkeiten bereitet, ist das Auswendiglernen. Es sollte in allen Fächern, die in Frage kommen, besprochen werden, wobei es hilfreich ist, verschiedene Techniken zu üben ( Lesen und Teile des zu Lernenden abdecken, Hören und Nachsprechen u.ä.), um so den verschiedenen Lerntypen entgegenzukommen und jeden die für ihn beste Methode finden zu lassen.
Der Englischunterricht behandelt zu Beginn der Klasse 5 eingehend das Vokabellernen. Eine sinnvolle und weitgehend akzeptierte Methode ist dabei das Anlegen einer Vokabelkartei, mit der jeder Schüler seine „Problemwörter“ herausfinden und immer wieder üben kann. Als Lernkartei ist diese Technik auch in anderen Fächern anwendbar, etwa zum Lernen und Wiederholen von Fachbegriffen.
Ein häufiger Grund für Versagen der Schüler nicht nur in der Erprobungsstufe ist die Angst vor schriftlichen Prüfungen. Bei der Vorbereitung der Klassenarbeiten sollten die Schüler daher trainieren, Arbeitsanweisungen zu verstehen und ihre Arbeitszeit richtig einzuteilen, und sie sollten klare Angaben erhalten, wie sie zu Hause für die Arbeit üben können.